Westwall & Museum

Westwallmuseum
Foto: Martin Galle

Die rote Zone - Westwall

Bruchweiler gehörte unter den Nationalsozialisten zur sogenannten "Roten Zone", wie der 20 Kilometer breite Streifen entlang des Westwalls genannt wurde. Von dem in der Nacht vom 31. August auf den 1. September 1939 ergangenen "Freimachungsbefehl" - für diese "Rote Zone" waren allein im Landkreis Pirmasens 33 Dörfer betroffen. Bereits in den frühen Morgenstunden hatte sich auch in Bruchweiler die Nachricht, dass alle Bewohner evakuiert werden sollten, wie ein Lauffeuer verbreitet. Bis Mittag sollte das Dorf vollständig geräumt sein, darum packte man in aller Eile das Nötigste zusammen. Jeder "Volksgenosse" durfte 15 Kilo Gepäck mitnehmen. Busse und Lastwagen fuhren vor, um Alte, Frauen und Kinder abzutransportieren. Kaum einer konnte sich mit dem Gedanken abfinden, alles stehen und liegen zu lassen. Jeder Bewohner dieser landwirtschaftlich geprägten Region hatte Vieh im Stall und so wurden die Kühe ein letztes Mal gemolken, Schweine, Hühner und Hasen ein letztes Mal gefüttert. Die Tiere mussten zurückbleiben und ihre Besitzer gingen mit der Hoffnung, dass sich die Westwallarbeiter um sie kümmern würden.

Die Bewohner Bruchweilers wurden nach Main- und Mittelfranken in die Umgebung von Schweinfurth und Würzburg gebracht. Andere kamen sogar nach Thüringen. Natürlich waren die Fremden, die in den einzelnen Ortschaften im Landesinneren in verschiedene Häuser einquartiert wurden, nicht immer gern gesehene Gäste. "Franzosen", nannte man sie geringschätzig – so als wären sie freiwillig von Zuhause weggegangen.

Viele Bruchweilerer landeten im Landkreis Rhön-Grabfeld (Bayern – Regierungsbezirk Unterfranken) in den Gemeinden Oberelsbach, Unterelsbach, Weisbach, Ginolfs und Sondenau, die heute die Marktgemeinde Oberelsbach bilden. In Oberelsbach lebten die Menschen wie die in Bruchweiler von der Landwirtschaft. So erkannte man sich schnell als Seelenverwandte, die Bruchweilerer wurden herzlich aufgenommen. Im Gegensatz zu anderen Regionen kümmerte man sich in der Rhön um die Menschen, die der Krieg in die Dörfer geweht hatte und die ohne ihr Verschulden die Heimat hatten verlassen müssen.

In beiden Regionen begann nach dem Krieg der allmähliche Niedergang der Landwirtschaft, deren Erträge viel zu gering waren, als das man hätte davon leben können. In der Region Südwestpfalz sicherten Schuhfabriken den Menschen ein relativ hohes Auskommen.

Bis in die heutige Zeit ist diese Seelenverwandtschaft erhalten geblieben, denn die beiden Gemeinden haben nach wie vor viele Gemeinsamkeiten und weisen ähnliche Strukturen auf. Beide Gemeinden verfügen über eine Vielzahl an Vereinen, die das Gemeindeleben maßgeblich mitgestalten und beide verfügen über eine überwiegend katholische Bevölkerung, was damals wohl viel wichtiger war als alles andere.


Der grüne Westwall heute – Pfalz

Von den ehemals vier Artilleriebunkern sind noch drei erhalten, zwei wurden restauriert und wieder eingerichtet. Sie vermitteln eindrücklich, wie sich das Leben der Soldaten in den Bunkern gestaltete, sie geben Einblick in die Technik der Anlagen und beherbergen Zeugnisse der Zeit. Johann Fuchsgruber konnte die Anlagen vor dem Abriss bewahren, setzte sich für den Erhalt ein und baute das Museum auf. So vergingen zwei Jahre harter Arbeit bis zur Eröffnung, welche komplett in Eigenleistung realisiert wurde. Eine finanzielle Hilfe von öffentlicher Seite gab es nicht. Heute stehen die Bunker und Stollen unter Denkmalschutz. Ein Verein wurde nicht gegründet. Zu gross war die Angst vor "falschen" Mitgliedern mit brauner Gesinnung. Dem Besucher sei eindringlich eine Führung angeraten. Johann Fuchsgruber vermittelt mit großem Wissen und auf eine lockere Art die Technik der Anlagen und die Geschichte des Westwalls, erklärt die weiteren Ausstellungsstücke wie Panzerungsteile, einen Protzenwagen, Lüfter für die Bunkeranlagen, die Besonderheiten von Bunkeröfen und die vielen Zeitdokumente in Form von Fotos und Kartenmaterial.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Wert der Ruinen für die Flora und Faune erkannt. Zahlreichen Pflanzen und Tieren bieten die Bauwerke Lebensraum und sind für deren Arterhaltung wichtig geworden. Entlang des Panoramweges im Nachbarort Rumbach findet man noch einen dieser Stollen, der von Fledermäusen bewohnt wird.

Westwallmuseum
Kurfürstenstraße 21
76887 Bad Bergzabern
Martin Galle, Tel. 0152 59 65 90 63

Öffnungszeiten im Internet: www.otterbachabschnitt.de/

Weitere Infos auch unter: www.stiftung-westwall.rlp.de


BUCHBESTELLUNG

Herausgeber: Kreisverwaltung Südwestpfalz
Autoren: Clemens Jöckele, Joachim Kerrmann

Buchbestellung 'Die rote Zone in der Südwestpfalz'

Anläßlich der Ausstellungseröffnung "Die Rote Zone im Landkreis Südwestpfalz" im Kreistagssaal entstand dieses Begleitheft. Beim Betrachten der Bilder und Dokumente merkt man, was in dieser Region lastet und was hier geleistet wurde und zwar grenzübergreifend. Ähnliches geschah auch auf der anderen Seite der Grenze. Berichte von Augenzeugen die das Grauen erlebt haben.

'Die Rote Zone im Landkreis Südwestpfalz' - Begleitheft: 126 Seiten
ISBN 3-00-006892-9 - Preis: 10,00 Euro (plus Versand)
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