Anfang dieses Jahrhunderts, besonders aber in den zwanziger Jahren kurz nach dem Ersten Weltkrieg, war das 'Gast- und Kurhaus Carl Burkhart' in Bruchweiler eine gute und gesuchte Adresse. Von weit her kamen Gäste, die in diesem gastlichen Haus, das zur damaligen Zeit schon eine 'Badegelegenheit' anbot, Urlaub machen und in der unberührten Landschaft des Wasgau Ruhe und Erholung finden wollten. Der Besitzer des 'Kurhotels', Karl Burkhart ('Kriemer-Karl'), starb schon sehr jung. Seine Frau Eva Burkhart geborene Paul ('Bas Eve'), nach seinem Tod Besitzerin des Hotels und eines Krämerladens, kinderlos und damit ohne Erben, verkaufte ihr Haus 1947 für 40000 Reichsmark an den Bischöflichen Stuhl in Speyer. Aufgrund eines Gelübdes, das sie gemacht hatte, 'das Haus einem gottgefälligen Zweck zuzuführen', richtete sie an den Bischof die Bitte, dafür zu sorgen, dass in diesem Haus eine Schwesternstation eingerichtet werde. Bischof Dr. Joseph Wendel, der spätere Erzbischof und Kardinal von München, konnte schon bald diese Bitte erfüllen. Die Generaloberin der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern) gab ihm die Zusage, schon recht bald eine Schwesternstation in Bruchweiler zu errichten und Schwestern dorthin zu schicken.
Am Montag, dem 17. April des Jahres 1950, trafen die ersten zwei Schwestern, Schwester M. Angeline, die als erste Oberin die Schwesternstation leiten sollte, und Schwester Emberta, gegen 10 Uhr in Bruchweiler ein. Sie nahmen Wohnung im 'Hotel'. Die Chronik der Schwesternstation Bruchweiler beschreibt das Haus, in dem die Schwestern Unterkunft fanden, so: 'Es sah gerade noch nicht aus wie ein Schwesternhaus; vieles musste noch geändert werden. Fertig zum Wohnen waren eine Küche nebst einem Schlafzimmer. Die Schwestern gingen mit felsenfestem Gottvertrauen ans Werk. Ein zweites Bett konnten sie sich zurechtmachen, weil sie einiges vom Caritas zur Verfügung hatten. Für Brand sorgte Herr Bürgermeister Josef Zwick. An Lebensmitteln war einiges da, welches durch eine Sammlung beschafft wurde.' Das war der Beginn der Schwesternstation Bruchweiler. Wie armselig und bescheiden der Anfang der Schwestern in Bruchweiler war, belegt ein anderer Vermerk in der Chronik. Drei Wochen nach der Eröffnung des Hauses kam die Ehrwürdige Mutter Generalpriorin Virginia aus Oberbronn zu Besuch. Er verursachte Verlegenheit. Denn - so die Chronik - 'das Schönste an all dem war, dass noch nicht das nötige Geschirr da war, man musste erst leihen gehen ... Nach dem Mittagessen wurde das Haus besichtigt, arm in allen Ecken; so recht nach dem Geist der Mutter Stifterin selig'. 1951 vermerkt die Chronik, dass die Schwestern 'von der Gemeinde Licht und Brand bekommen'.
Hauptaufgabe der Schwestern war von Anfang an die Krankenpflege, und zwar zunächst nur in Bruchweiler. Um die Pflege der Kranken auch in Bundenthal zu gewährleisten, schickten die Ordensoberen schon Anfang November 1950 Schwester Ilga als dritte Schwester nach Bruchweiler. Sie sollte die Pflege der Kranken in Bundenthal übernehmen. Ihre Gesundheit war allerdings so stark angeschlagen, dass sie bereits im März 1951 ins Mutterhaus zurückberufen und an ihrer Stelle Schwester Margarethe nach Bruchweiler geschickt wurde.
Ein zweiter Einsatzbereich kam bald hinzu. "Da die Schwestern von der Krankenpflege allein nicht leben konnten" - so die Chronik -, dachte man vom ersten Augenblick an auch an die Eröffnung eines Kindergartens. Dieser Wunsch wurde überraschend schnell Wirklichkeit. Bereits am 1. Oktober 1950 öffnete der Kindergarten seine Pforten. Erste Kindergärtnerin war die Kandidatin Magda Tham, die kurz zuvor die staatliche Prüfung als Erzieherin abgelegt hatte. Sie wurde allerdings bereits Anfang September 1951 durch die Kandidatin Maria Bechtloff ersetzt. Der Andrang zum Kindergarten war außerordentlich gross. Die Chronik berichtet von 60 bis 70 Kindern, die jeden Tag in den Kindergarten kamen.
Ein drittes Wirkungsfeld innerhalb der Schwesternstation wurde im Jahr 1956 eröffnet. Am 5. Mai 1956 kam zusammen mit Schwester Alba, die Schwester Elisabeth als Kindergärtnerin ablöste, auch Schwester Reinhardine als Nähschulschwester. Damit ging der langgehegte Wunsch der Schwestern in Erfüllung, eine Nähschule zu eröffnen, die den Frauen und Mädchen von Bruchweiler ganztägig Gelegenheit bot, zu schneidern, Kleider zuschneiden zu lassen und nähen zu lernen. Vier neu Nähmaschinen standen zur Verfügung; eine davon wurde von der Gemeinde gespendet, die drei weiteren von den Ersparnissen der Schwestern gekauft.
So war die Gemeinschaft auf fünf Schwestern angewachsen. Die Generaloberin, Mutter Virginia aus Oberbronn, hatte den Schwestern bei ihrem Besuch kurz nach der Eröffnung der Schwesternstation in Bruchweiler ans Herz gelegt, zu den armen Leuten, die durch die Rückwanderung soviel mitmachen mussten, recht gut zu sein.
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